(Sicherheits-) Kultur & Diversity

Mehr und mehr werden in Unternehmungen Aspekte der Diversity aufgenommen und gepflegt.
Dabei stellt sich aus Sicht der Sicherheit, des Risikomanagements, die Frage: «Wie muss dieser
Prozess begleitet werden, damit die Produkte, die Unternehmung und die Arbeitssicherheit sicher
bleiben.»

Man könnte allerdings auch Fragen, bedeutet Vielfalt mehr Unsicherheit. Diversity wurde
beispielsweise in Östersund 2018, an der Konferenz der «Society of Risk Analysis Europe»
thematisiert. Allerdings nicht mit dem Focus, was das für das Risikomanagement, für die
Arbeitssicherheit bedeuten könnte. Fokus war mehr die Frage, wie vielfältig das Risikomanagement
ist.

Grundsätzlich soll «Diversity & Inclusion» einem Unternehmen helfen die Verzerrungen (Bias) in
der Produktentwicklung, in der Marktentwicklung, in Forschung und Entwicklung aufzulösen. Ich
möchte als Beispiel die drei Formen der Verzerrung nach Friedman & Nissenbaum erwähnen:

1. Kulturell bedingte Verzerrungen
Diese Verzerrung ist bedingt durch unsere kulturelle Prägung. Die Redewendung «so isch es» ist
ein Beispiel wie die Welt (das Seiende) in einer bestimmten Sicht als gegeben bestätigt wird.
Dieser Effekt wird oft auch als «Gefangen in der Echokammer» beschrieben.

2. Technische Verzerrungen
Hard- und Software wird aus einer bestimmten Tradition heraus programmiert oder gebaut. Auch
wenn heute oft aus einer “user centered” Sicht entwickelt wird sind oft die weissen Männer die
User, die man im Auge hat. Beispielsweise werden während Operationen oft die Sauerstoffsättigung
mit einer Klemme am Finger gemessen. Personen, die nicht weisshäutig sind, reagieren auf dieses
Messinstrument different. Das wurde während einiger Zeit nicht realisiert.

3. Aufkommende Verzerrung
Zwei Aspekte möchte ich erwähnen:
3.1) Wenn beispielsweise psychologische Tests in verschiedene Sprachen maschinell übersetzt
werden oder in verschiedenen Kulturen benutzt werden, aber nicht neu validiert, wird das Resultat
nicht aussagekräftig sein.
3.2) Selbstlernende Programme können sich in einem Trend verstärken, der der Realität nicht
gerecht wird. Ironischerweise wurde der der Twitter Chatbot «Microsoft Tay» rassistisch, weil eine
grosse Nutzergruppe dies dem Programm unterstellte und mit entsprechenden Tweets fütterte. Ein
ähnliches Problem hatte ein Programm, das vorsagen sollte, wo die Polizeikontrollen stattfinden
sollten. Indem es in einem bestimmten Quartier eine höhere Kontrolle vorschlug, wurden als Folge
natürlich auch mehr Vorfälle gemeldet, die dann zu noch mehr Kontrollen in diesem Quartier
führten.

Vielleicht sollte noch die Kausale Verzerrung erwähnt werden. «Unsere Forschung und Entwicklung
sind immer stärker mit der Datenanalyse verbunden. Wir haben immer mehr Datenspezialisten»,
erklärt Schwani .» Wenn wir immer mehr Datenspezialisten haben, dann brauchen wir natürlich
auch mehr Daten, könnte man da etwas süffisant kommentieren.

Wenn wir nun Sicherheit, Risiken, Gesundheitsschutz von diesen vielfältigen Sichtweisen
beeinflusst sehen, so ist die (Sicherheits-) Kultur eines Unternehmens betroffen. Gilt Safety First
möglicherweise nicht mehr? Was für Management-Modelle helfen uns bei dieser Frage?

Eine erste Antwort wäre wohl, dass ein modernes Managementsystem helfen sollte die
Unternehmenskultur entsprechend den neuen Bedürfnissen zu gestalten. Ein sehr einfach, meiner
Ansicht nach aber wirkungsvolles Managementmodell ist das GRC-Model. Es legt den Fokus auf drei
Handlungsfelder:
- Governance: Das bedeutet in erster Linie Kommunikation, Gespräch
- Risk Management: Das bedeutet zu überlegen, welche Folgen handeln hat und
- Compliance: Sicherstellen, dass die Legalität und Abmachungen eingehalten werden.
Dieses Managementmodell eignet sich besonders für KMU

Hilfreich sind dabei Modelle zu der konkreten Fragestellung. Das ist zwar jeweils nicht die ganze
Wirklichkeit, aber durch eine Visualisierung werden (Handlungs-)Felder sichtbar. Das ist hilfreich
um nicht in der Sackgasse zu landen, die da heissen: «Hier gibt es nur eine einzige Möglichkeit.»,
respektive: «Wir können nur so handeln.» Hier ein Beispiel für eine Visualisierung:


Quelle:
IPCC «Special Report on the Ocean and Cryosphere in a Changing Climate»

Gerne unterstütze ich sie in ihren Change-Prozessen, speziell aus dem Blick des Riskmanagements.
Nehmen sie Kontakt auf. E-Mailadresse

i https://www.tagesanzeiger.ch/roche-und-novartis-wollen-an-unsere-daten-282304062173