Hören sie immer zur vollen Stunde Radio
Lehren aus der Sicherheitsverbundsübung 2014
Im letzten Herbst fand eine vom Bund, in Zusammenarbeit mit Kantonen, Gemeinden und verschiedenen Unternehmen, organisierte Krisenübung statt. Ende Mai ist nun der Schluss-
bericht erschienen. Zusammengefasst: Es gibt viel zu tun um auf eine nationale Krise vor-
bereitet zu sein. Im Bericht wurde das Ziel so gesetzt: „Während der Notlage und der Über-
führung in eine neue Normallage muss der Gesamtschaden unbedingt so gering wie möglich gehalten und Leben beschützt werden.1“ Übungsannahme war eine Strommangellage währ-
end mehrerer Monate und einen totalen Black Out während zwei Tagen. Daneben nahm eine Grippepandemie ihren Lauf. In dieser Zeit erkrankten etwa 25% der Bevölkerung, etwa 8000 starben an der Grippe. Der Term „eine neue Normallage“ ist ein Indikator, dass in dieser Üb-
ung sehr viel wertvolle Arbeit geleistet und wichtige Erkenntnisse gemacht wurden. Tatsäch-
lich ist es so, dass eine Gemeinschaft nach so einem Ereignis sich auch verändert hat.

„Das Funktionieren der Krisenorganisation BAG konnte nicht überprüft werden, da diese we-
gen den Ebola-Ereignissen für eine Übung nicht zur Verfügung stand.“ (Seite 15) Mit anderen Worten, es ist anzunehmen, die Krisenorganisation des BAG war im Einsatz wegen Ebola.
Schade, dass das nicht reflektiert in den Bericht eingeflossen ist.

Die Mehrheit der Bevölkerung sei heute ungenügend auf eine Notlage vorbereitet – sowohl
mental wie auch materiell. (Seite 20) Das ist wohl eine wichtige Aussage. Nach all den Jahren
in denen wir in Sicherheit und Wohlstand leben, fehlen uns wesentliche Erfahrungen, um
eine Krise routiniert bewältigen zu können. In anderen Ländern wird zwar die Erfahrung ge-
macht, dass Menschen in einer Krise schnell wieder enger zusammenrücken. Das braucht
seine Zeit, vor allem wenn auch materiell vieles im Argen liegt. Wer hat denn heute einen Not-
vorrat, den er auch noch kochen kann, wenn die Energie nicht mehr frei Haus geliefert wird.
„Verschiedene Kantone sagen, es sei enorm schwierig zu prognostizieren, welche kritischen Infrastrukturen zu einem bestimmten Zeitpunkt funktionieren würden oder nicht.“ (Seite 20)
Das ist wohl eine optimistische Darstellung. Lastabwurf, das heisst das Ausschalten eines
Teils der Stromversorgung ist derzeit gezielt nicht möglich, auch ist es derzeit nicht möglich,
gezielt kritische Infrastrukturen zu versorgen. Daneben fehlen auch rechtliche Möglichkeiten2. Bereits im Folgebericht zur strategischen Führungsübung 2009 wurden verschiedene Mass-
nahmen vorgeschlagen, um die Versorgungssicherheit besonders der kritischen Infrastruk-
turen zu erhöhen. Zum Beispiel die Organisation OSTRAL. Allerdings wird durch den sich
laufend erhöhenden Stromhandel, die Belastung des Stromnetzes immer höher und dadurch
auch anfälliger.

„Kommunikationskonzepte sind in fast allen Kantonen vorhanden; sie können aber nur umge-
setzt werden, wenn Strom vorhanden ist.“ (Seite 22) Ich glaube wir können uns noch gar nicht richtig vorstellen, wie abhängig wir von den modernen Möglichkeiten der Kommunikation gewor-
den sind. Wem ist schon bewusst, dass nach vier Stunden Stromausfall auch mit der Festnetz- telefonie Schluss ist. Mobile Telefonie ist wie Radio und Fernsehen von Sendern abhängig, die funktionieren nur mit Strom. So ist es nur konsequent: „Als Basis für die Zusammenarbeit wird weiter ein sicheres Kommunikationsnetz gefordert.“ (Seite 23)

„Interessant ist, dass Kantone, die über Einsatzerfahrungen verfügen (z.B. Hochwasserbewäl- tigung im Jahre 2005), mit grösserem Respekt an das Problem Durchhaltefähigkeit (Einsatz-
und Ablösepläne, Führungsrhythmus, Verfügbarkeiten von Milizkräften etc.) herangehen als die anderen.“ (Seite 23) Jeder Notfall erfordert ungeheure logistische Kraftakte, und oft leidet da-
runter das eigentliche Ziel jeder Organisation. Wie hoch so eine Belastung für die Gemeinschaft wirklich ist, wird im Bericht meines Erachtens zu wenig reflektiert. Der Ausfall der Erkrankten
und damit auch all die die fehlen, weil sie zuhause pflegen wird angetönt. Trotzdem wird davon ausgegangen, dass weiteres Personal aufgeboten werden kann. „Eine Durchhaltfähigkeit über mehrere Monate wäre nur mit subsidiärer Unterstützung der Armee und des Zivilschutzes möglich.“ (Seite 39)

„Die SVU 14 zeigte, dass in verschiedenen Bereichen Defizite im Business Continuity Manage-
ment bestehen. … Dabei handelt es sich sowohl um voraussehbare Lücken im personellen
Bereich (beispielsweise Durchhaltefähigkeit während einer Grippepandemie) als auch um Pro-
bleme in der Infrastruktur.“ (Seite 63) Dem ist nichts mehr beizufügen. Ausser: Hören sie
immer zur vollen Stunde Radio. Wenn sie Strom haben oder wenn sie einen vom Netz unab- hängigen Empfänger haben und wenn die Sender Strom haben.

Gerne Unterstütze ich sie in ihren Vorbereitungen zu einer Business Continuity. Nehmen sie Kontakt auf: E-Mailadresse

1Schlussbericht SUV 14, Seite 28. Im Weiteren werde ich direkt nach dem Zitat die Seite des Berichtes in Klammern stellen. Der Bericht kann hier heruntergeladen werden:
http://www.vtg.admin.ch/internet/vtg/de/home/dokumentation/news/newsdetail.57427.nsb.html

2 Siehe hierzu: „Kooperative Steuerungsinstrumente im schweizerischen Stromversorgungsrecht“ Simone Walther, Dike Verlag Zürich/St. Gallen 2014