Kontrolliert oder was?
Die Versuchung im Risikomanagement ist gross, ein Problem unter Kontrolle halten zu wollen.
Nun wissen wir aber, dass kontrollieren sehr aufwändig ist. Permanent muss beobachtet und gemessen werden um allfällige Abweichungen zu erkennen damit dann korrigierend eingegriffen werden kann. Verschiedene Überlegungen lassen es ratsam erscheinen auch andere Ansätze
zu verfolgen.

Aus der Chaostheorie kommt die Erkenntnis, dass Systeme die wenige Verknüpfungen haben,
sich selber organisieren können, oder besser gesagt sich selber organisieren müssen. Die Landwirtschaft war über Jahrhunderte ein Beispiel dafür. Dörfer waren praktisch autark und entsprechend heterogen in ihrer Organisation. Jedes Dorf hatte seine eigene Sprache,
seinen eigenen Dialekt. Umgekehrt sind hochkomplexe Systeme auch hochabhängig von der Umwelt und entsprechend nimmt die Vielfalt ab, die Organisationen beginnen einander zu
gleichen, die Normen in der Technik und das Aussehen der Einkaufsstrassen vermittelt den Eindruck einer beliebigen Austauschbarkeit. Das Verhalten der Menschen gleicht sich mehr
und mehr an. Das lässt sich im Bild etwa so darstellen:


Bild 1: Folgen der Komplexität (in Anlehnung an: „Epilepsy: The Intersection of Neuroscience ...“ Herausgegeben von Ivan Osorio et al. 2011

Für ein Unternehmen kann sich aus dieser Erkenntnis ergeben, dass es sinnvoll ist die internen Abläufe möglichst flexibel und vielfältig (redundant) zu gestalten, um die Resilienz hoch zu halten. Nehmen wir das Beispiel der Gesundheitsförderung. Laut Verfassung der WHO ist Gesundheit definiert als: „Die Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.“ Das wurde 1946 so festgelegt und machte damals wahrscheinlich auch Sinn als Setzung eines Schutzzieles1. Diese Beschreibung lässt aber ausser Acht, dass Gesundheit nichts Statisches ist sondern sich
immer wieder dynamisch einstellt. Wobei oft auch Narben zurückbleiben. Zudem leben wir in
einer alternden Gesellschaft und müssen uns immer mehr mit chronischen Krankheiten
auseinander setzen. Hier ist diese Definition nicht hilfreich. Wir müssen für diesen Fall Gesund-
heit anders definieren. Ein sinnvoller Ansatz ist beispielsweise die Definition wie sie Machteld
Huber vorschlägt: „Gesundheit ist die Fähigkeit, sich an soziale, physische und emotionale Pro-
bleme anzupassen und diesen Herausforderungen begegnen zu können.2“ Für Ältere und
chronisch Kranke, aber auch für die wachsende Menge der Personen die sich als nicht gesund wahrnehmen, ist es wichtig, dass Gesundheit auch gegeben sein kann, wenn sie nicht voll-
kommen ist. Hier hilft ein Perspektivenwechsel. Und dabei ist vielleicht das folgende Modell hilfreich.

Kontrollierendes Modell   Adaptives Modell
     
Fokus auf das Problem   Fokus auf das System
Varianz ausschalten   Varianz benutzen
Kontinuierlich beobachten   Selbstregulation fördern
Direkt eingreifen   Indirekt steuern
Statisches Gleichgewicht   Dynamisches Gleichgewicht


Bild 2: Die Gesundheit pflegen, nicht kontrollieren. (in Anlehnung an Jan ten Napel et al3)


Gerne begleite ich sie, ihren Betrieb zu mehr Resilienz, um die Kontinuität ihrer Prozesse zu verbessern. Und natürlich kann man Gesundheit fördern, spezifisch auch die in Ihrem Betrieb. Nehmen Sie Kontakt auf. Gerne nehme ich mir für Sie Zeit. E-Mailadresse

1 Verfassung der WHO, für die Schweiz in Kraft getreten am 7. April 1948 https://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/19460131/201405080000/0.810.1.pdf

2 Huber M, Knottnerus JA, Green L, van der Horst H, Jadad AR, Kromhout D, Leonard B, Lorig K, Loureiro MI, van der Meer JW, Schnabel P, Smith R, van Weel C, Smid H: "How should we define health?" BMJ 2011;343:d4163.

3 Jan ten Napel et al.: "Utilising intrinsic robustness in agricultural production systems"