Sicherheit reduziert Möglichkeiten
Überzeugungen sind Gefängnisse. In einer Zeit in der agiles, disruptives Verhalten gefordert ist, muss Sicherheit neu gedacht werden. Selbstverständlich werden Normen und GxP weiterhin ihre Berechtigung haben, aber es ist auch wichtig Handlungsspielräume zu pflegen.

Ein paar Überlegungen dazu, aus Sicht des Individuums, der Organisation und der Führung.

Aus Sicht der Person
Sobald ich etwas bezeichne konstruiere ich eine Realität, sobald ich handle löse ich Ereignisse aus. Als Eva den Apfel pflückte und damit die Erkenntnis in die Welt brachte, brachte sie auch etwas Teuflisches in die Welt. Jeder Mensch kann die Welt auf eigene Weise erkennen. Um sich aber zu versichern, dass die Welt so ist, wie sie erscheint und sie kontrollieren kann, versucht der Mensch eine Ordnung in die Komplexität zu bringen. Der Mensch stimmt sich ab mit anderen und erarbeitet eine gemeinsame Sicht der Welt. In unserer agilen und disruptiven Zeit ist aber genau die einzigartige Sicht gefragt. Oscar Wiggli, ein Komponist, Fotograf und Skulpturist, schreibt:

«anders hören, - anders sehen
"anders" in Bezug worauf?
Der Bezugspunkt – die Wirklichkeit
Wo ist die "wirkliche Wirklichkeit" -
Das Beste, was man tun kann:
die wirkliche Wirklichkeit erfinden.»*

Maki Na Kamura malt Bilder, in denen eine grosse Menge an Wirklichkeiten zu sehen sind.


Bild: Maki Na Kamura «See XXII»

Aus Sicht der Organisation
In meinem Artikel «Kontrolliert oder was?» habe ich bereits auf den Zusammenhang zwischen Komplexität und Organisation hingewiesen. Die Gefahr ist gross, dass mit zunehmenden Abhängigkeiten, eine Umgebung der Sachzwänge entsteht. Typische Lösungen in einer solchen Situation werden benannt mit Sätzen wie: «Da haben wir nur diese Möglichkeit …». Es gilt «eine vielzahle von Möglichkeiten zu bedenken: Wir sind frei zu wählen, wir sind frei uns zu entscheiden.»** Wünschenswert ist es daher für eine Organisation, eher eine reflektive und konjunktive Sprache als eine Indikative oder Imperative zu pflegen.

Aus Sicht der Führung
Wenn ich Sicherheit bieten will, diese aber nicht mit Einschränkungen erreichen will, damit ein möglich grosses Feld an Möglichkeiten offenbleibt, so muss ich eine Kultur pflegen, die Vertrauen fördert. Ich muss Selbstorganisation zulassen. Das ist gar nicht so einfach. Denn, wenn ich delegiere, erleide ich einen Wissensverlust. Da ist die Gefahr gross, dass ich durch Kontrolle, durch klassifizierendes Urteilen versuche meine Sicherheit zu erhalten und verbaue mir damit natürlich Möglichkeiten und Handlungsspielräume. Die grosse Herausforderung dabei ist, dass nicht Wahrheit, sondern Vertrauen, das Thema ist


Bild: Der Blick aus meiner Welt

Stellen sie sich ein Gespräch, zwischen diesen beiden Beobachtern vor. Schon der Hintergrund ist völlig verschieden. Einmal aus der Sonnenseite, das andere Mal aus einer vom Mond beleuchtete Welt.

Gerne begleite ich sie, auf dem Weg Handlungsmöglichkeiten auszuweiten. Selbstverständlich mit einem Blick auf Ihr Risikomanagement. Nehmen Sie Kontakt auf E-Mailadresse.

* Bernhard Hahnloser; «Espace Ouvert; regards sur Oscar Wiggli»  1997
** Nach Heinz von Foerster