Hitzewellen: Wo sind die Risiken für ihren Betrieb?
Wieder wurden einige Rekorde neu geschrieben. Mit den nächsten Hitzewellen, die laut den Fach-
leuten immer öfter kommen werden auch diese Spitzenwerte wieder eingestellt. Wo sind die
Risiken für ihren Betrieb? Was bedeutet das für Sicherheit, Gesundheit und Umwelt? Im Folgenden der Versuch einer groben Auslegeordnung.

Umwelt:
Die Hitzeperioden haben zwei Wirkungen gezeigt. In den Alpen gab es durch das Abschmelzen der Gletscher und des Schnees bis in die höchsten Lagen sehr viel Wasser. Ebenso wurden Gebiete
mit Permafrost aufgetaut. Davon können Gebäude betroffen sein, die nicht auf Felsengrund gebaut sind. Im Mittelland und im Jura hingegen wurde das Wasser knapp. Dieses Jahr waren, soweit bekannt ist, die Landwirtschaft und die Fischerei betroffen. Es ist aber denkbar, dass auch Indust-
rieunternehmen mit Entnahmerechten bei einem verschärften Mangel betroffen sein könnten.
Die AKW Mühleberg und Beznau mussten ihre Produktion drosseln, damit die Aare nicht zu warm wurde. Wie weit die Laufkraftwerke weniger Strom produzieren konnten wird sich noch zeigen. Weniger Wasser in den Gewässern bedeutet in Havariefällen aber auch, dass Schäden grösser wer-
den, da Verdünnungseffekte geringer sind. Die Waldbrandgefahr war stark erhöht.


Wegen der anhaltenden Hitzewelle kam es auf der Rheintalautobahn zwischen Rheineck und
St. Margrethen zu Belagsschäden. (Bild: Sebastian Schneider / Keystone)


Technik:
Gebäude: Extremere Temperaturen sind Ursache für extremere Winde, extremere Temperatur-
wechsel und extremere Niederschläge. So mussten etliche Unwetterwarnungen angezeigt und
viele überflutete Keller wieder nutzbar gemacht werden. Die BLS hatte mit deformierten Schienen zu kämpfen. Solaranlagen wurden durch die hohe Hitze in ihrem Potential reduziert. Wie weit Gebäude unter der Hitze litten, wurde nicht bekannt. Üblicherweise sind für Fassaden und Dächer Temperaturen zwischen -20 °C und 80 °C noch keine Herausforderung, sofern fachgerecht
gebaut wurde.
Einrichtungen: Es ist denkbar, dass ihre MSR-Einrichtungen bei einer Hitzewelle in einem Temp-
eraturbereich arbeiten müssen, für den sie sie nicht kalibriert oder geeicht haben. Es ist Bekannt,
dass verschiedentlich Motoren, Kompressoren und Klimaanlagen ausgefallen sind.
Stoffe: Chemikalien verändern mit der Temperatur ihre Eigenschaften. So kann ein Feststoff zu schmelzen beginnen. Zum Beispiel ist in Essen eine Strassenbahn in den geschmolzenen Asphalt gesunken. Flüssigkeiten können über den Siedepunkt erhitzt sein. Umwandlungen, Zersetzung-
en verstärken sich bei Produkten weil die Lagerbedingungen nicht mehr eingehalten werden kön-
nen und so stimmt dann die Qualität nicht mehr. Besonders zu beachten ist aber, dass sich bei Stoffen das Explosions- und Brandverhalten ändert. So entwickelt zum Beispiel 1-Butanol bei 35°C genügend Dämpfe um die untere Explosionsgrenze zu erreichen. Das bedeutet, dass möglich-
erweise eine explosionsfähige Atmosphäre entstehen kann, wo bei kühleren Temperaturen nie eine Gefahr bestand. Auch das Entsorgen kann problematischer sein, weil sich biologische Abfälle schneller durch Schimmelpilze zersetzen.

Personal:
Neben der direkten Belastung des Körpers (Link zur Themenseite der SUVA) durch die Hitze, sind weitere verschiedene Effekte zu beachten. Durch das vermehrte Schwitzen ist die Haut nasser
als gewohnt und die Poren haben sich mehr geöffnet. Verschiedene Chemikalien die in der Luft sein können, werden dadurch auf der Haut besser aufgenommen und können auch besser in den
Körper permeieren. Das spielt vor allem dann eine Rolle, wenn an einem Arbeitsplatz die Stoffe schon an den Limiten der Grenzwerte sind. Es kommt noch dazu, dass VOC mit steigender Temperatur auch einen steigenden Dampfdruck haben und somit Grenzwerte schneller erreicht werden. Auf allergisierende und sensibilisierende Stoffe reagieren Menschen bei erhöhten Temperaturen sensibler. Verschwitze Haut ist auch anfälliger auf mechanische Beanspruchung
und wird schneller von Mikroben befallen. Denken sie daran, auch die ausgewählten Schutz-
ausrüstungen verändern mit steigender Temperatur ihre Eigenschaften und das in der Regel in Richtung weniger Schutz. Mit einer steigenden Hitzebelastung wird der Kreislauf zu höheren Leistungen gebracht. Das bewirkt, dass der Körper (besonders auch die Haut) besser durchblutet ist. Der Körper braucht mehr Sauerstoff und durch vermehrtes Atmen werden auch hier
vermehrt Schadstoffe zugeführt.

Noch ein paar Zeilen zum Begriff Hitzewelle
Das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie (MeteoSchweiz) verwendet den Hitzeindex
des amerikanischen Wetterdienstes (NOAA). Sobald der Indexwert von 90 Punkten (entspricht beispielsweise einer Temperatur von 31°C bei einer Luftfeuchtigkeit von 40 %) an 3 Tagen überschritten wird, definiert MeteoSchweiz dies als Hitzewelle.



Diese Tabelle hilft ihnen, die Gefährdung nach ihren konkreten Daten zu beurteilen. Gerne helfe ich ihnen bei der Beurteilung von speziellen Fragestellungen. Die nächste Hitzewelle kommt bestimmt.

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